Teure Zusatzversicherungen: Werden die Versicherten bald abspringen?

Es gibt die obligatorische Krankenversicherung und die Zusatzversicherungen. Gerade mit Letzterem haben die Versicherer lange Zeit gutes Geld verdient. Doch nun scheint es, als würden die Versicherten zweimal überlegen, ob eine Zusatzversicherung wirklich nötig ist.

Mehr zahlen, weniger bekommen: Wo liegt der Sinn?

Viele Schweizer schauen jetzt genauer hin: Sie zahlen höhere Prämien für die Zusatzversicherung und bekommen weniger Leistungen. Auch ohne Zusatzversicherung kann es sein, dass jemand im Einzelzimmer liegt und vom Chefarzt behandelt wird. Der Grund für die Preisanstiege bei den Zusatzversicherungen ist leicht erklärt. Es geht vor allem um die viel zu hohen Verwaltungskosten! Bei einer normalen Krankenversicherung liegen die Verwaltungskosten zwischen 3,6 und 6,4 Prozent, bei den Zusatzversicherungen hingegen bei 12,7 bis 20,5 Prozent. Das sind Mehrausgaben, die über erhöhte Prämien wieder eingenommen werden müssen. Derweil zahlen die Kunden aber immer mehr aus eigener Tasche und übernehmen somit zahlreiche Zahlungen für Gesundheitsleistungen, die vorher in den Bereich der Krankenversicherung gefallen sind. Wen wundert es hier, dass die Beliebtheit der Zusatzversicherungen merklich abnimmt?

Versicherer hinken hinterher

Als die Zusatzversicherungen ins Leben gerufen wurden, ging es noch darum, den Versicherten einen tatsächlichen Mehrwert zu bieten. Sie sollten rundum abgesichert sein und auch Zusatzleistungen erhalten. Doch die Anbieter der Zusatzversicherungen haben kaum nachgebessert, vielmehr haben sie eher nachgelassen. Gleichzeitig sind aber die Versicherer für die reguläre Krankenversicherung nicht untätig gewesen und haben vielmehr dafür gesorgt, dass das Angebot an Gesundheitsleistungen, die über die Grundversicherung abgedeckt sind, immer weiter gewachsen ist.
Laut einer Schätzung von McKinsey sind die Versicherer schlichtweg noch nicht soweit, um besondere Leistungen anzubieten. Es gibt noch nicht die Möglichkeit, die Mindestlaufzeit der Verträge zu kürzen, es können noch keine Leistungsbündel angeboten werden. Das wiederum senkt das Interesse der Versicherten an den Zusatzangeboten. Auch die Digitalisierung ist noch ein Hinderungsgrund und wirft die Versicherer zurück. Denn: Nur ein niedriger Prozentsatz an Versicherungen wird direkt online abgeschlossen, damit wird ein grosser Marktanteil verschenkt.

Noch gibt es keine Klagen

Derzeit scheint es noch nicht so, als hätten die Versicherer Grund zum Klagen. Sie haben noch keinen Druck von den Versicherten bekommen und müssen die Zusatzversicherungen noch nicht anpassen. Noch ist ihr Geschäft rentabel. Doch wie lange noch? Am Beispiel der Spital-Zusatzversicherung zeigt sich deutlich, wie es um die Notwendigkeit dieser Versicherung bestellt ist. Denn: Die öffentlichen Spitaler rüsten ihre Grundversorgung auf, denn sie stehen in ständigem Wettbewerb zueinander. Allgemeinversicherte bekommen ein umfassendes Leistungsangebot, sodass es schlichtweg nicht mehr nötig, die zusätzlichen Prämien für die halbprivate oder private Zusatzversicherung in Kauf zu nehmen. Ausserdem gibt es inzwischen viele Operationen, die ambulant durchgeführt werden und keinen Aufenthalt mehr im Spital erfordern. Warum sollte dann eine Zusatzversicherung dafür abgeschlossen werden?

Die Schweizer gelten in Bezug auf die Krankenversicherung als wechselfaul. Das heisst, sie bleiben lieber bei der gewohnten Versicherung, als zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Das können sich die Anbieter der Zusatzversicherungen noch zunutze machen, denn sie erhöhen zwar die Prämien und bringen keine zusätzlichen Leistungen, können aber relativ sicher sein, dass der Versicherte nicht kündigt. Das ist jedoch keine Möglichkeit, um immer so weiter zu wirtschaften wie bisher. Schon bald könnte die Geduld der Schweizer erschöpft sein und mit ihr auch die finanziellen Mittel. Dann müssen sich die Anbieter der Zusatzversicherungen auf zahlreiche Kündigungen einstellen oder schnell die gebotenen Leistungen nachbessern.

Fazit: Reform der Zusatzversicherungen wäre nötig

Die Zusatzversicherungen wurden in der Vergangenheit seitens der Versicherer eher stiefmütterlich behandelt. Während bei der Grundversicherung ständig nachgebessert wird, ist das bei der Zusatzversicherung nicht der Fall. Das bedeutet aber, dass bei einer laufenden Erhöhung der Prämien und dem Verzicht auf die gleichzeitige Anhebung der Leistungen riskiert wird, dass die Versicherten kündigen. Wird hier nicht nachgebessert, laufen die Versicherer Gefahr, dass die Versicherten abspringen.

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