Deutscher Versicherer schockt – aber nicht die Schweizer
Die Allianz als grösster Lebensversicherer hat die Deutschen geschockt: Es soll keine Garantie mehr auf eingezahlte Beiträge geben! Was bei den nördlichen Nachbarn für einen Aufschrei unter den Menschen sorgte, ist in der Schweiz schon lange so und nicht einmal mehr eine Nachfrage wert. Lebenslange Garantien auf Beiträge und Zinsen gibt es hier ohnehin nicht, so soll es künftig auch bei den Lebensversicherungen in Deutschland sein.
Nach Ablauf der Sparphase gibt es dann keine Garantie mehr darauf, dass wenigstens die eingezahlten Beiträge ausgezahlt werden. Die Regelung betrifft alle Neukunden der Allianz und ist sowohl für Lebens- als auch für Rentenversicherungen gedacht. Garantiert werden nur noch 60, 80 oder 90 Prozent der bis dahin eingezahlten Beiträge.
In Deutschland spricht man von einem Tabubruch, doch in der Schweiz agieren die Versicherer schon seit Längerem auf diese Art. Der Grund ist ganz einfach der, dass die Tiefzinsphase schon so lange anhält und Versicherer keinen Gewinn mehr mit Zusagen auf Beiträge und hohe Zinssätze machen können. Schon seit 2015 sind Veränderungen auf dem Vorsorgemarkt spürbar, das weiss auch die Schweizer Allianz-Tochter „Allianz Suisse“. Die Produktpalette wurde daher angepasst und die Garantien werden nur noch zwischen 50 und 90 Prozent vergeben. Vorbei die Zeiten, in denen ohne jegliches Risiko bis zu vier oder sogar fünf Prozent Zinsen einkassiert werden konnten.
Auch andere Versicherer gehen diesen Weg
Verschiedene Versicherer in der Schweiz geben an, dass eine Lebensversicherung durchaus eine Herausforderung sei, die unter den herrschenden Bedingungen auf dem Kapitalmarkt nicht mehr zu den bisher versprochenen attraktiven Renditen möglich sei. Bruttoprämien können nicht mehr garantiert werden und das ist keine Neuerung.
Für den Versicherer ist diese Regelung von Vorteil, kann er doch dank niedrigerer Garantien vor allem bei risikoreichen Anlageklassen einen grösseren Spielraum gewinnen. Er investiert das Geld stärker in Aktien und ähnlich volatilere Geldanlagen, die zwar ein höheres Verlustrisiko, gleichzeitig aber auch bessere Renditechancen mitbringen.
Die Kunden in der Schweiz stört es nicht, sie sind mittlerweile daran gewöhnt. Die klassische Lebensversicherung von einst gibt es hier schon lange nicht mehr, auch wenn es in Deutschland noch bis vor Kurzem kein Thema war, derart zu agieren. Dass es auch dort nicht mehr lange gut gehen konnte, war Experten klar.
In der Schweiz ist die gemischte Lebensversicherung in der dritten Säule die häufigste Form. Hier wird zum einen für die Altersvorsorge gespart, zum anderen sollen Tod und Invalidität als grösste Risiken abgesichert werden. Damit ist der Schutz der Hinterbliebenen im Fokus, Sparen und Risikoabsicherung sollen kombiniert werden.
Das wird aber schon seit Jahren kritisch gesehen, denn die Produkte sind nur eingeschränkt flexibel, die zugehörigen Lebensversicherungen nur wenig transparent. Zudem muss der Kunde schon beim Abschluss festlegen, wie er die Leistung künftig in Anspruch nehmen will, was kaum möglich ist, da niemand seine Lebenssituation in einigen Jahren kennt.
Fazit: Lebensversicherungen bleiben ohne Garantie
Auch wenn die deutschen Nachbarn empört aufstampfen und sich bei der Allianz beschweren: Eine Lebensversicherung, wie es sie früher einmal gab, wird es dank des anhaltenden Zinstiefs nicht mehr geben. Die Versicherer gehen kein grosses Risiko mehr ein und sichern höchstens 60 bis 90 Prozent der Beiträge ab.
Für den Versicherten heisst das aber, dass er im schlimmsten Fall Verluste einfährt und nicht einmal die eingezahlten Beiträge zurückbekommt. In der Schweiz ist dies aber keine Überraschung, hier agieren die Versicherer längst auf diese Weise.