Erschwerte Bedingungen für den Verkauf von Lebensversicherungen
Bereits im Frühjahr 2020 wurden die ersten Lockdowns verhängt und mit ihnen kamen die Schwierigkeiten auch für Versicherungsvertreter. Denn die Massnahmen erschwerten deren Aufgaben deutlich, sie konnten beispielsweise nicht mehr mit den Kunden direkt sprechen. Genau das ist aber ein entscheidender Punkt beim Verkauf von Lebensversicherungen: Potenzielle Kunden wollen Gespräche von Angesicht zu Angesicht, wollen Fragen stellen und sich rundum beraten lassen.
Theoretisch ist das auch am Telefon möglich, praktisch wird es aber kaum derart gehandhabt. Die Verunsicherung der Kunden ist angesichts einer langfristigen Vertragsbindung gross und viele wollen sich nicht allein auf Internetauskünfte oder Informationen am Telefon verlassen.
Die ersten Auswertungen des Verkaufs von Lebensversicherungen der Zurich Versicherung brachte dann auch den Beweis für den Einbruch. Das Jahresprämienäquivalent brach in den ersten neun Monaten 2020 um rund ein Fünftel ein und betrug nur noch 2,57 Mrd. US-Dollar. Gründe für den Einbruch waren die Einschränkungen, die auf mehreren Märkten hingenommen werden mussten und die auf die Corona-Krise zurückgeführt werden können.
Weltweit gesehen ist das Versicherungsgeschäft allerdings gewachsen bzw. hielt sich der Rückgang in Grenzen, denn im dritten Quartal hat ein Wachstum um rund sieben Prozent den Rückgang aus den ersten beiden Quartalen teilweise ausgeglichen.
Besseres Schadensgeschäft für die Versicherungen
Der Verkauf von Sach- und Unfallversicherungen hingegen ist deutlich stärker als der der Lebensversicherungen. Die Bruttoprämien waren hier im Zeitraum von Januar bis September 2020 um rund drei Prozent angewachsen. Dieses Wachstum war sogar schneller als von den Analysten erwartet worden ist. Zum einen wurden dafür die weltweit angehobenen Prämiensätze verantwortlich gemacht.
So konnte die Zurich Versicherung in Nordamerika zum Beispiel um 18 Prozent höhere Prämiensätze durchsetzen. Auch in Europa wurden die Prämien im zweistelligen Bereich angehoben.
Gleichzeitig stieg das Interesse der Menschen an Haftpflichtversicherungen, was ebenfalls für einen Preisanstieg sorgte.
Das grösste Wachstum wurde seitens der Versicherungen allerdings durch KMU verzeichnet, denn das Geschäft mit Privatkunden lief nur schleppend bzw. konnten lediglich leichte Gewinnsteigerungen verzeichnet werden. Die Nachfrage nach Reiseversicherungen sank jedoch angesichts der zahlreichen Reiseverbote und Einreisebeschränkungen.
Hohe Belastung erwartet
Nicht nur bei der Zurich, auch bei anderen Versicherungen werden hohe Belastungen erwartet. Corona-bedingt werden hohe Forderungen wegen ausgefallener Reisen gestellt, auch die KMU treten mit Forderungen zur Betriebsunterbrechungsversicherung an die Versicherer heran.
Hierin unterscheiden sich die Versicherer aber, denn einige haben Deckungen für Betriebsschliessungen herabgesetzt oder gänzlich aus dem Leistungskatalog genommen. Höhere Belastungen könnten aber auch aufgrund der starken Wetterschäden durch Hurricans und weitere Wetterereignisse auf die Versicherer zukommen.
Insgesamt zeigen sich die Versicherer bislang dennoch zufrieden, weil ihre Bilanz gut kapitalisiert bleibt. In dieser Art äussert sich jedenfalls die Zurich Versicherung, die sich zuversichtlich im Hinblick auf die Dividendenpolitik zeigt.
Fazit: Höhere Schäden, dennoch guter Status der Versicherer
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Den Versicherern geht es bislang in 2020 weniger schlecht als befürchtet. Auch wenn sie weniger Lebensversicherungen und andere Produkte, bei denen die Kunden eine persönliche Beratung bevorzugen, verkaufen konnten, so ist doch das Schadensgeschäft lukrativ. Hier müssen auf der einen Seite höhere Schäden beglichen werden, was vor allem durch nötige Betriebsunterbrechungen und die daraus resultierenden Forderungen der Fall ist.
Auf der anderen Seite wird der Wunsch nach Absicherung grösser und mehr Unternehmen schliessen Haftpflichtversicherungen ab. Auch Privatpersonen wünschen sich eine Rundum-Versicherung und setzen häufiger auf Haftpflichtversicherungen. Entgegen den Erwartungen könnten die Versicherer dieses Jahr demnach sogar mit einem höheren Umsatz und Gewinn abschliessen als gedacht.