Schweizer Krankenversicherungen 2020: einige Prämien werden sinken
Prämienzahler aus der Schweiz dürfen sich auf gute Nachrichten freuen. Mehrere Krankenkassen gaben in den letzten Tagen bekannt, dass die Rechnungen für die Krankenkasse ab 2020 etwas niedriger ausfallen werden.
Beispielsweise kündigte Helsana-Chef Daniel Schmutz gegenüber der NZZ an, dass ein Grossteil aller Kunden ab dem nächsten Jahr eine geringere Prämie als 2019 zahlen muss. Ausserdem liess die CSS – die zweitgrösste Krankenversicherung der Schweiz – mittlerweile verlauten, die Prämien in bestimmten Kantonen zu reduzieren oder zumindest nicht zu erhöhen.
Sechs der neun grössten Versicherungsunternehmen bestätigen stabile Prämienhöhen
Ersten Umfragen zufolge gehen sechs der insgesamt neun grössten Krankenkassen aus der Schweiz für das Jahr 2020 von einer stabilen Entwicklung der Prämienhöhe aus. Als wichtigsten Grund geben die Versicherungsgesellschaften die Gesundheitskosten an, die in vergangener Zeit aussergewöhnlich moderat gewachsen seien.
Erste Versicherungsunternehmen sprechen von einem Umdenken der Versicherungsnehmer, das sich zunehmend auf den Serviceumfang der Krankenkassen auswirkt. Aussagen von dem Helsana-Vorsitzenden Schmutz zufolge wenden sich immer weniger Versicherungsnehmer “bei jeder Bagatelle” an einen Arzt.
Geld sparen: mit einer Entscheidung für alternative Versicherungsmodelle
Erleichternd kommt für die Versicherungen hinzu, dass sich Versicherte immer häufiger für alternative Versicherungsmodelle entscheiden. Diese Versicherungsarten sind günstiger und effizienter zugleich. Ausserdem erwähnt Schmutz die Unterstützung des Bundesrats in den Arzttarif Tarmed. Dieser Wandel kommt folglich ebenfalls den Versicherungsunternehmen sowie Versicherungsnehmern zugute.
Die finanzielle Wende ist vermutlich schon jetzt beschlossene Sache
Obwohl der Bundesrat den Prämienvorschlägen der Krankenkasse erst noch zustimmen muss, scheint die finanzielle Wende für einige grosse Krankenkassen schon beschlossene Sache zu sein. Doch während Helsana-Chef Schmutz von einer geringeren Prämie spricht, beschränkt die CSS die Nullrunden und sinkende Prämien auf bestimmte Kantone.
Doch von welchen Kantonen oder Regionen die Rede ist, dürfen die Krankenkassen jetzt noch nicht öffentlich verlauten lassen. Diese endgültige Entscheidung wird vermutlich erst Ende September nach der Bewilligung der Vorschläge durch den Bundesrat bekanntgegeben.
Prämiensenkungen in einzelnen Kantonen: erste Mutmassungen
Dennoch wagen Spezialisten wie Felix Schneuwly vom Vergleichsdienst Comparis eine erste Prognose. Dessen Aussagen zufolge dürften die Prämien in erster Linie in den Kantonen sinken, in denen besonders moderate Spitalkosten verzeichnet werden.
Nach einer Analyse des sogenannten BAG-Monitorings könnten deshalb die Kantone und Regionen Aargau, Appenzell, Basel-Land, Basel-Stadt, Bern, Glarus, Graubünden, Neuenburg, Nidwalden, Schwyz, Uri, Schaffhausen, Solothurn, Tessin und Wallis von dieser Prognose betroffen sein.
Nicht alle Versicherungsmodelle sind von der Prämiensenkung betroffen
Aktuell lässt sich nur darüber spekulieren, welche Versicherungsmodelle im Einzelnen von der Prämiensenkung betroffen sind. Doch Schneuwly wagt auch in diesem Zusammenhang eine erste Prognose. Seiner Meinung nach ist eine Reduktion der Telemedizin-, HMW- sowie Hausarztmodelle relativ wahrscheinlich.
Der Blick auf die Entwicklung der Gesamtkosten verdeutlicht jedoch, dass die Prämien für Krankenversicherungen in der Schweiz durchschnittlich dennoch ansteigen werden. In diesem Zusammenhang bestätigte die CSS bereits, von einer geringen Erhöhung von weniger als 1,5 Prozent auszugehen.
Die Helsana geht sogar noch einen Schritt weiter und prognostiziert für 2020 eine Steigerung der Prämien von weniger als 1,2 Prozent. Mit diesen Werten wäre die Kostenerhöhung für das Jahr 2019 unterschritten.
Der Beginn einer Trendwende?
Könnte diese Anpassung der Prämien für Krankenkassen aus der Schweiz eine Trendwende einläuten? Davon geht Versicherungsexperte Felix Schneuwly bislang noch nicht aus. Seiner Meinung nach ist das Aufsichtsgesetz eine relativ grosse Hürde.
Laut Schneuwly konzentriert sich das Aufsichtsgesetz zielgerichtet auf eine kurzfristige Kostenentwicklung. Diese Umstände sorgten bereits in der Vergangenheit häufig dafür, dass eine Schwankung bei den Prämien wesentlich stärker ausfiel als für die vergleichsweise stetige Kostenentwicklung.
Der wichtigste Grund für den Preisanstieg: die Nutzung medizinischer Angebote
Noch im Sommer ging der Vergleichsdienst Comparis.ch davon aus, dass die Prämien für eine Grundversicherung Schweizer Krankenkassen im Jahr 2020 von zwei bis drei Prozent ansteigen werden. Diese These begründete Comparis damit, dass nicht die Preise, sondern eine Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen die Prämien in die Höhe treibe. Diese Behauptung scheint sich nun nicht bestätigt zu haben, wie aktuelle Entwicklung aufweist.
Eine finanzielle Entlastung für Familien und Kantone
Diese Preisentwicklung dürfte viele Versicherungsnehmer aus der Schweiz besonders erfreuen. Für zahlreiche Familien stellen erhöhte Prämien für Krankenversicherungen eine hohe finanzielle Belastung dar, die familiäre Budgets überdurchschnittlich stark beanspruchen.
Dies hat immer häufiger zur Folge, dass Familien die Prämienzahlungen nicht mehr leisten können. Diese ausbleibenden Zahlungen stellen wiederum für die Kantone eine hohe Belastung dar. Generell übernehmen Kantone 55 Prozent aller Leistungen, die für Patienten für stationär erbrachte Behandlungen in Spitälern anfallen.
Ausserdem birgt die Entwicklung ein weiteres Risiko. Geht die Reduzierung der Prämien mit einer weniger häufigen Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen einher, steigt das Risiko, dass folgenschwere Erkrankungen der Versicherungsnehmer unbehandelt bleiben.
Prämiensenkung vs. Sparmodell
Trotz der Senkung der Prämien müssen Versicherungsnehmer die Offerten der Grundversicherungen mit Bedacht betrachten. Denn obwohl zahlreiche Versicherungsunternehmen Reduktionen der Prämien angekündigt haben, bezahlen Versicherungsnehmer im direkten Vergleich dennoch recht hohe Gebühren.
Deshalb sind Prämien der Versicherungsunternehmen mit den höchsten Preisreduktionen zumeist noch immer um viele Prozentpunkte teurer als Angebote anderer Versicherungsunternehmen. Ein Beispiel sind die Philos-Hausarztversicherten in Zürich mit einer Franchise von 2.500 Franken. Wer sich in dieser Region für einen Wechsel zu Assura entscheidet, spart über 600 Franken.
Zudem zählen namhafte Krankenkassen wie Helsana oder CSS ebenfalls nicht zu den Vereinigungen mit den höchsten Prämiensenkungen.
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